Wegen Cyberattacke: Albanien kappt diplomatische Beziehungen zum Iran

Zwei Monate nach einem heftigen Cyberangriff behauptet Albanien, die Schuldigen zu kennen. Die Islamische Republik Iran soll ihre Botschaft räumen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen

(Bild: esfera/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Albaniens Regierung hat die diplomatischen Kontakte zum Iran abgebrochen, als Reaktion auf eine massive Cyberattacke vor zwei Monaten. Das teilte Premierminister Edi Rama am heutigen Mittwoch per Videobotschaft mit. Der Angriff am 15. Juli habe darauf abgezielt, die digitale Infrastruktur seines Landes zu zerstören. Dies habe aber abgewehrt werden können – die Schäden seien minimal gewesen. Über Wochen habe man seitdem ermittelt und könne jetzt "ohne den leisesten Zweifel" sagen, dass die Attacke von der Islamischen Republik verantwortet wurde. Zu diesem Schluss ist auch die US-Regierung gekommen, sie verurteilt den Cyberangriff auf den NATO-Staat scharf.

Der Cyberangriff ereignete sich am 15. Juli und habe öffentliche Dienstleistungen sowie die elektronische Kommunikation stilllegen sollen, sagt Rama. Außerdem sei versucht worden, Daten zu erbeuten. Alle Systeme seien aber wieder einsatzbereit gemacht worden und keine Daten unwiderruflich verloren gegangen. Die US-Regierung schreibt derweil, dass durchaus "Daten der Regierung" zerstört worden seien. Erbeutete Daten wurden demnach wohl auch publiziert. Das Verhalten der Islamischen Republik verstoße gegen "verantwortungsbewusstes staatliches Verhalten in Friedenszeiten", meint das Weiße Haus. Albanien begreife die angegriffene Infrastruktur als kritisch, Attacken darauf könnten eskalieren und zu Konflikten führen.

Albaniens Regierung hat die "unwiderlegbaren Beweise" nach eigener Aussage strategischen Verbündeten, den NATO-Alliierten und anderen befreundeten Staaten vorgelegt. Die diplomatischen Beziehungen zur Islamischen Republik würden mit sofortiger Wirkung abgebrochen, das gesamte diplomatische, technische und administrative Personal der Botschaft des Landes müsse Albanien innerhalb von 24 Stunden verlassen. Diese extreme Reaktion sei nicht gewollt, dem Land aber aufgezwungen worden.

Wenige Tage nach der Cyberattacke hatte die militante iranische Oppositionsgruppe der sogenannten Volksmudschahedin (مجاهدين خلق ايران) eine Konferenz in Albanien absagen müssen, hat AP berichtet. Mehrere Tausend Angehörige der Organisation haben dort vor Jahren Zuflucht gefunden und agitieren gegen die Islamische Republik. Als Grund für die Absage waren damals Sicherheitsbedenken, terroristische Bedrohungen und Verschwörungen vorgebracht worden. Eine später von dem IT-Sicherheitsunternehmen Mandiant vorgelegte Analyse der Cyberattacke legt einen Zusammenhang zwischen der Cyberattacke und der geplanten, dann aber abgesagten Veranstaltung nahe.

(mho)