24.04.2020 - Tags:

04/2020 Corona-Apps & Datenschutz? Machbar!

Corona-Datenschutz-Apps sollen die Verbreitung des Coronavirus‘ in Deutschland verlangsamen und wichtige Forschungsdaten erheben. Durch Rückschlüsse, wie sich das Virus ausbreitet, soll eine App entscheidend helfen. Vor allem das am 1. April 2020 vorgestellte “Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing” (PEPP-PT) steht jedoch massiv in der Kritik von Datenschützer:innen. Die Bundesregierung hat sich nun offenbar für diese zentrale Lösung entschieden.

Folgende Apps sind in Deutschland bereits verfügbar bzw. noch in der Konzeption:

► Verfügbar: Datenspende-App des RKI
Eine Datenspende-App wird bereits vom Robert-Koch-Institut zum Download zur Verfügung gestellt. Mithilfe einer Smartwatch oder eines Fitnesstrackers werden Vitaldaten gesammelt und in anonymisierter Form dem RKI zur Verfügung gestellt. Auch diese App steht bereits massiv unter Kritik.

► Verfügbar: CoroNotes-App des Max-Plank-Instituts
Durch diese App wollen Forscher:innen vor allem den Krankheitsverlauf der Erkrankung besser nachvollziehen. In der Smartphone-Anwendung des Max-Plank-Instituts werden Fragen zu aktuellem Gesundheitszustand, Symptomen und Vorerkrankungen beantwortet.

► Verfügbar: Crowdless-App der ESA
Die europäische Weltraumorganisation ESA ist ebenfalls an einer Corona-App beteiligt, indem es das britische Start-Up Lanterne unterstützt. Dieses hat die Vermeidung von Menschenansammlungen zum Ziel. In der App des Unternehmens sollen über anonymisierte Daten von Google Maps und Google Places die Besuchszahlen der umliegenden Geschäfte ermittelt werden, um ein Ausweichen auf weniger gut besuchte Einkaufsmöglichkeiten zu ermöglichen.

► Noch in Arbeit: Corona-Warn-App der Bundesregierung
→ Geplanter Start: Ende Mai
Die Bundesregierung hatte für die geplante App drei unterschiedliche technische Konzepte in der näheren Auswahl. Mithilfe der sogenannten PEPP-PT-Technologie sollen per Bluetooth Infektionsketten schnell erkannt und Kontaktpersonen nachverfolgt werden. Auch der rivalisierende Ansatz D3PT (Decentralized Privacy Preserving Proximity Tracing) sowie die in Österreich eingesetzte Technik der Accenture GmbH wurden durch die Bundesregierung betrachtet und bewertet. Nun hat sich die Bundesregierung offenbar für die zentrale Lösung der PEPP-PT-Technologie entschieden und verspricht sich davon vor allem mehr epidemiologische Erkenntnisse.

► Noch in Arbeit: Apple & Google arbeiten an einer Corona-Warn-App
→ Geplanter Start: Mitte Mai
Ähnlich wie die PEPP-PT-Lösung soll auch die App dieser beiden großen Hersteller funktionieren. Eine entsprechende Bluetooth-Technologie soll zunächst als Grundlage für nationale Corona-Apps dienen und in einem zweiten Schritt direkt per Software-Update in die Betriebssysteme Android bzw. iOS integriert werden. Nutzer:innen sollen der Aktivierung dabei manuell zustimmen können. Ein Unterschied zum Ansatz der deutschen Bundesregierung ist die dezentrale Datenspeicherung, die angesichts der beiden Unternehmenshistorien für Verblüffung sorgt.

enlightened Und der Datenschutz?

Mehr als 300 Wissenschaftler:innen aus 26 Ländern warnen vor einer „beispiellosen Überwachung der Gesellschaft“ durch Corona-Apps, die keinen datenschutzkonformen Standards unterliegen.1 Dahinter steckt vor allem Kritik an dem Projekt PEPP-PT: Die Bluetooth-basierten Vorschläge könnten zum Teil eine Überwachung durch staatliche Akteure und private Unternehmen ermöglichen, die auf katastrophale Weise das Vertrauen in und die Akzeptanz für solche Anwendungen in der Gesellschaft beschädigten. Vorwürfe lauten unter anderem auch mangelnde Transparenz. So ist bspw. die Schweizer Firma AGT in das Projekt involviert, die vor einigen Jahren Massenüberwachungssysteme für arabische Staaten aufgebaut haben soll.2 Auch die zentrale Speicherung der Daten steht unter massiver Kritik. Dabei wird angenommen, dass es eine absolut ehrliche und zentrale Instanz gibt, die sich die gespeicherten Daten niemals anschaut oder weiterverwendet. Diese zentrale Instanz soll in Deutschland das RKI stellen, das jedoch bis heute keine Auskunft über zentrale datenschutzrelevante Problemstellungen geliefert hat.

Doch kann eine App ihren Zweck erfüllen und gleichzeitig Datenschutz gewährleisten? Ja, dezentral! Heutzutage können Netzwerke so aufgebaut werden, dass Daten nicht zentral gesammelt werden müssen. Durch die Art der Programmierung wird verhindert, dass Daten anfallen, die für eine Überwachungs-App missbraucht werden könnten. Man muss sich also nicht zwischen Hilfe zu Corona und Datenschutz entscheiden.

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1 Das gemeinsame Statement vom 20.04.2020 gibt es hier zum Nachlesen: https://drive.google.com/file/d/1OQg2dxPu-x-RZzETlpV3lFa259Nrpk1J/view
2 https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/umstrittene-firma-aus-zuerich-ist-in-geplante-corona-app-involviert-datenschuetzer-melden-bedenken-an-137683803

 

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